Auch ich war einst ein Kind,
mit aufgeschlag'nen Knien
und treuem Kinderblick.
Ich mochte keine Zwiebeln, hasste rote Beete
Und manchmal gab ich Tante Käthe
nicht die Hand.
Ich kannte grüne Drachen, Zwerge,
bohrte in der Nase,
trank heimlich Wasser
aus der Blumenvase
und sah gelegentlich ganz niedlich aus.
Auch ich war einst ein Kind,
ich war Indianer, malte Muster auf die Haut,
schrieb heimliche Gebete auf
und Gott hab ich mir vorgestellt
als Astronaut.
Die Mädchen lebten hinter buntem Glas
In einer andern Welt.
Ich sah sie meist von ferne.
Sie waren Zauberwesen
und konnten Zaubersprüche lesen.
Ihr Lachen klang nach Glockenspiel und Brause.
Und unter ihren Röcken
war ein großer Schatz versteckt,
den haben sie stets zugedeckt.
Jetzt bin ich schon erwachsen.
Ich esse Zwiebeln
und bohr nur heimlich in der Nase,
Das Wasser in der Blumenvase
überlass ich gern den Blumen.
Ich gebe viel zu vielen Leuten nun die Hand.
Zu Gott bete ich immer noch
und stell mir vor, er wär mein Freund.
Die Frauen leben nicht mehr hinter Glas,
anscheinend sind sie ganz normale Leute,
sie träumen, arbeiten, feiern,
sind hässlich oder schön
erschaffen Wunder
oder produzieren Mist bis heute.
Und trotzdem sind sie wie aus einer andern Welt
und machen Sachen, die ich nie erwarte,
sie weinen, wenn sie reden sollten
und lachen, wenn ich weinen könnte,
sie reden, wenn ich Schweigen brauche.
Und bleiben stumm, wenn Worte wichtig sind.
Und ihr Geheimnis tragen sie nicht unter ihren Röcken.
Ich habe nachgeschaut. Es muss woanders liegen.
Ich kann’s nur nicht entdecken!